Was hat Biodiversität mit Ernährungssicherheit zu tun?

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35 Augenpaare schauen gebannt nach vorn, wo die Gesichter von drei Menschen zu sehen sind, die gerade live aus Kenia per Videochat zugeschaltet sind. Ab und an hakt der Ton aber die Anliegen, die Jomo Gatundu, Caroline Kariuki und Kathomi Njeru vermitteln möchten, kommen bei den Teilnehmer*innen an.

Sie alle sind alle für "Green Pot Enterprises" in Kenia tätig. Das Unternehmen möchte durch den Anbau Bambus ein stabiles und nachhaltiges Einkommen für lokale Familien schaffen, zudem leistet der Anbau einen Beitrag zum Klimaschutz, weil Bambus Co2 speichert.

Der sogenannte "Chat der Welten" war Teil der Fachveranstaltung, die am 21.09.2019 zum Thema "Biodiversität und Ernährungssicherheit" durchgeführt wurde. Für viele Familien sichert dieses Einkommen aus dem Bambus-Anbau die Ernährung und bietet einen Zukunftsperspektive. Doch die Gefahr des Klimawandels bedroht sie und ihre Familien mehr als uns hier in Deutschland - obwohl sie viel weniger zur Erhitzung des Klimas beitragen als wir. Gleiches gilt für den weltweiten Schwund an Biodiversität. Beides hängt stark zusammen und wird maßgeblich durch das Verhalten des so genannten "Globalen Nordens" verursacht.

Unser Konsum von Billigfleisch, "Fast-Fashion" oder "Fast-Food" hat gravierende Konsequenzen für unsere Erde. Der große Bedarf an Futtermitteln aus Soja beispielsweise kann nicht durch Anbau in Deutschland gedeckt werden. Rund ein Drittel des Futters wird deshalb importiert, vor allem aus Südamerika. Der dortige großflächige Anbau verursacht einen enormen Verbrauch an Land, Wasser und Ressourcen. Für den Anbau der Soja-Monokulturen wird nicht nur artenreicher Regenwald gerodet. Auch Flächen, die bisher von lokalen Kleinbäuerinnen und –bauern für die Nahrungsmittelproduktion genutzt wurden, werden für den Sojaanbau beansprucht.

Gleiches gilt für riesige, äquatornahe Flächen in Süd-Ost-Asien und Afrika - hier werden Palmö-Plantagen angelegt. Auf Kosten von Artenvielfalt und Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Palmöl findet sich in fast der Hälfte aller Supermarktprodukte bei uns. Vor allem in Fertiggerichten.

Es ging aber nicht nur um die Reflektion des eigenen Konsumverhaltens und das Kennenlernen von Handlungsoptionen für den eigenen Alltag sondern auch um den Einfluss von Welthandelsstrukturen auf die Artenvielfalt, wie zum Beispiel der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) mit afrikanischen Staaten.

Passenderweise tagten die Teilnehmer*innen auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Heilbronn. Hier konnten dank einer fachkundigen Führung und Vorträge im "Garten der Umweltverbände" und dem benachbarten "Weltgarten" die Ursachen des weltweiten Verlusts an Biodiversität erkundet und sich über Empfehlungen für den Alltag informiert werden.

Die zweite Fachveranstaltung im Rahmen des Projekts "Biodiversität & Ernährungssicherheit" findet zum Thema "Fairer Handel" vom 05.-06.06.2020 in München Pullach statt. Hier geht es zum Termin und der Anmeldung.